Auwaldpark Tulln

Im Zuge der Erstellung des Laufkraftwerks Greifenstein, ab 1981, wurden sowohl an den Donauufern als auch an der Großen Tulln, einem Nebenfluss der Donau, Rückstaudeiche errichtet. Ein Poldergebiet entstand; der ehemalige feuchte Auwald fiel trocken.

Der Auwald sollte sowohl als Teil der Niederösterreichischen Landesgartenschau Tulln 2008 sowie auch zukünftig als ruhiger, kontemplativer Naturpark funktionieren und gleichzeitig für Anwohner und Besucher erlebbar werden. Der Baumbestand blieb zusammenhängend erhalten. Im Profil noch vorhandene, jedoch trocken gefallene und verwilderte Donaualtarme wurden freigelegt und renaturiert. Ziel der Revitalisierung war die konfliktfreie Verknüpfung von Naturschutz und Erholungsnutzung.

Im Verlauf bestehender und historischer, wiederhergestellter Altarme entstand ein zusammenhängendes, mit Kanus und Tretbooten erlebbares Wasserwegenetz.

Abwechslungsreiche, naturnahe Ufergestaltung, steile und flachere Uferabschnitte, Buchten und Sumpfzonen bieten vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

Der Bootsrundkurs ist eine der ökopädagogischen Hauptattraktionen des Gesamtveranstaltungskonzeptes der Gartenschau. Aus diesem Blickwinkel erschließt sich der romantische Auwald, in seiner ganzen natürlichen Vielfalt, neu. Die Natur wird direkt und unmittelbar vom Wasserniveau aus erlebbar.

Mit seinen zwei Bootsanlegestellen - eine direkt in Stadtzentrumsnähe an der Donaulände, die andere direkt beim Eingang des Gartenschaugeländes - stellt der Rundkurs auch eine einladende Verbindung zwischen der Stadt Tulln und der Gartenschau dar.

Die Wege entlang der Großen Tulln, der Donau und des Aupfades übernehmen die terrestrische Besucherlenkung im Auwald, decken die ökologischen und ästhetischen Qualitäten der Landschaft auf und schützen gleichzeitig die sensiblen, ökologisch wertvollsten Bereiche vor unerwünschtem Zutritt. Die "Scouts", geschützte Naturbeobachtungsstationen, eröffnen das Naturerlebnis am Altarm und an der Alten Tulln.

Das erweiterte Wasserwegenetz wird wie bisher mit Wasser aus der Großen Tulln dotiert und über ein bestehendes Pumpwerk in die Donau abgepumpt. Bei Hochwasser werden die Schieber geschlossen, um einen Eintrag von Schwebstoffen aus Großer Tulln und Donau zu verhindern. Durch die zusätzliche Dotation wird in allen neuen Gerinnebereichen eine verbesserte Wasserqualität erreicht. Der Wasserspiegel wird geringfügig, im Durchschnitt um circa zehn Zentimeter, angehoben. Schwankungen bis 30 Zentimeter sind möglich. Die Wasserwege liegen bis zu drei Meter unterhalb des umliegenden Geländes, eine Wassertiefe von einem Meter als Grundwasserspiegel wird sicher-gestellt, ihre Breite liegt bei mindestens fünf Metern.

Die Gesamtlänge der neuen Wasserwege beträgt zwei Kilometer, ihre Fläche einschließlich der Uferböschungen etwa 3,3 Hektar, der dafür notwendige Bodenaushub betrug circa 95.000 Kubikmeter. Der neue Bootsrundkurs hat eine Gesamtlänge von vier Kilometern. Die Ufer der Wasserwege wurden mit roh aufgerissenem Boden und unregelmäßiger Uferausbildung auetypisch und naturnah hergestellt. Die durchschnittliche Böschungsneigung beträgt 2:3. Aufgrund der geringen Fließgeschwindigkeiten und der nicht vorhandenen Hochwassergefahr sind Erosionssicherungen an den Ufern nicht notwendig.

Ohne vorherigen Auftrag von Oberboden wird auf die Uferböschung mittels Spritzbegrünung eine auf den Standort abgestimmte und vor Ort gesammelte Saatgutmischung mit Gräsern, Kräutern und Wiesenblumen aufgebracht, die sich zu einer standortgerechten Wiesenböschung entwickelt.

Prallufer erhalten als Erosionsschutz zusätzlich eine Ufersicherung mit Weidenspreitlagen. Diese entwickelt sich innerhalb weniger Monate zu einer dichten Strauchvegetation. Außerdem sind Pflanzbuchten mit Sumpfoder Wasserpflanzen ausgebildet, die durch Buhnen abgeschirmt werden. Hier ziehen typische Sumpfgräser und -stauden die Blicke der Besucher auf sich.