Grüner Loop

Grüner Loop

Oberbillwerder Hamburg

„Into the wild“ – Der Oberbillwerder Loop als biodiverser Freiraumhybrid zwischen Stadt, Land und Fluss

Der neue Stadtteil Oberbillwerder im Südosten von Hamburg wird mitten in der Flussmarsch zwischen Bille und Dove Elbe in den ehemaligen Marschlanden, einer anthropomorphen Landschaft, entwickelt. Die historische Agrarfläche zwischen den Deichen entlang der Flüsse ist geprägt durch parallele Entwässerungsgräben.

 

Eine neue städtische Scholle mit einem artifiziellen grünblauen Netzwerk

Der neue Stadtteil wird wie eine große Scholle auf die alte Kulturlandschaft aufgesetzt. Er überlagert das „alte“ Marschland und ist so insgesamt höher als die Umgebung.

 

Diese neue urbane Scholle wird von einem grünblauen Netzdurchzogen,eine artifizielle Wildnis, ein Geflecht aus Wasser, der Looppromenade, Sand- und Kiesflächen, Rasen- und Wiesenflächen, Staudensäumen, Krautsäumen, Totholzflächen, Strauchgruppen und kleinen Wäldchen. Dieses Netz ist multicodiert, umweltgerecht, ökologisch, inklusive Grün- und Freifläche für das Quartier, Aufenthalts- und Aktivitätsort,  ist verbindend, verflochten und innovativ, ist vielfältiger Lebensraum und Rückzugsort für Mensch, Tier und Pflanze, ermöglicht Regenwasserrückhalt und Wasserkühlung, ist resilient gegenüber Klimakatastrophen - eine hochfunktionale Landschaft, ohne dass man es ihr ansieht.

 

Dieses Flechtwerk hält alles zusammen, verbindet und vernetzt die Quartiere miteinander und mit der umgebenden Landschaft, und macht das städtebauliche Implantat ein Stück weit autark.

 

Die Wildnis als Gegenentwurf zum orthogonalen Städtebau – auch zur orthogonalen Landnahme der Marschlande – ahmt ein längst vergangenes, verlorenes Bild nach, das der wilden Landschaft des Urstromtals der Elbe.

 

Looppromenade und Billgraben im grünblauen Netz

Die Looppromenade schwingt durch diese Landschaft. Ihr folgend öffnet sich der Blick mal zum Billgraben, mal in die grünen mäandrierenden Uferflächen. Weg und Wasser tanzen miteinander. An den Loop-Konnektorenschwingt sich der Weg auf die Höhe der Brücken bzw. des Städtebaus. Großzügig verspringt er dort wo es möglich ist auf die andere Uferseite.

So erfolgen die Querungen über das Gewässer soweit möglich immer an den Straßenbrücken, wenige zusätzliche Brückenbauwerke werden an den Grabenarmen notwendig.

 

Der Billgrabenverläuft durch das grünblaue Netz, er verzweigt sich, einen natürlichen Verlauf nachahmend, und bildet nicht begehbare Inseln – Rückzugsorte für scheue Arten. An den Verzweigungen entstehen kleine Deltas mit grünen oder Kiesinseln.

 

„Into the Wild“ - Animal aided design und Biodiversität als Bedingung der Lebensqualität

Entlang des Loops werden vielfältige Biotoptypen und Lebensräume angeboten, die in fließenden Übergängen miteinander verflochten sind und vielfältige Angebote für die Zielarten des Masterplan-Konzeptes eröffnen.

Die Differenzierung am Wasser erfolgt in harte und weiche Ufer in flacher, steiler und breiter  Ausprägung mit Ufereinfassungen, Ufersäumen mit Röhricht, Hochstauden-, Gras- und Staudenfluren mit Totholz und Steinhaufen sowie Ufer mit Gehölzsäumen und unzugänglichen Uferabschnitten.

Mit dem Oberbillwerder-Loop entsteht ein biodiverser Freiraumhybrid der die verschiedenen Entitäten (Mensch, Tier,  Pflanze, Boden und Wasser) zukunftsweisend im respektvollen Miteinander zusammenführt.

 

Im wilden grünblauen Netz haben sich Spielplätze verfangen, die typische Landschaftsformen der Region spielerisch thematisieren.

 

Aktivitätspark:Zwischen dem nördlichen und dem südlichen Looparm spannt sich der Aktivitätspark als Teil des grünblauen Netzwerks auf.  Dort schwingt die Looppromenade in Richtung des MobilityHubs und zurück nach Osten, umrahmt und erschließt zwei Fußball-Großspielfelder und einen kleinen Bolzplatzund bildet in der Topographie Tribünen für die Spielfelder. Östlich der Looppromenade fließt die artifizielle Landschaft der Spieldünen weiter und nimmt in die Beach-Sportfelder auf, unterbrochen durch EPDM Dünen zum Aufenthalt und Zuschauen. Auch die Kaltluft- bzw. Offenhalle spielt mit dem Dünenthema. Sie schwingt sich als Flugdach frei und ist im Süden als Aussichtstribüne und Sonnenuntergangsterrasse nutzbar.

Fläche: 

Gruner Loop - inkl. Wasserflächen: ca. 131.900 m²

Aktivitätspark: 45.000 m²

Auftraggeber:

IBA Hamburg

Wettbewerb 2022:

Anerkennung

Nicht offener, einphasiger, freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Teilnahmewettbewerb und nachgeschaltetem Verhandlungsverfahren gem. VgV, Oberbillwerder

Perspektiven:

David Willner