LGS Bad Nenndorf 2026

Spuren der Vergangenheit – Quellen der Zukunft

Westlich von Niedersachsens Hauptstadt Hannover liegt Bad Nenndorf, eine Stadt mit weit zurückreichender Badekultur, umgeben von einzigartigen Landschaftsräumen. Das Kurparkensemble fungiert seit langer Zeit als grünes Herzstück, dessen besondere Orte jedoch über die vergangenen Jahrzehnte von der Natur zurückerobert oder vergessen wurden und kaum noch wahrnehmbar sind. Die Landesgartenschau bietet diesen Orten die Chance, ihre Geschichte neu zu erzählen und damit den Anwohner/-innen und Besucher/-innen wieder einen ausdrucksstarken Identifikationsraum zu geben.

Das Entwurfskonzept unter dem Motto „Spuren der Vergangenheit - Quellen der Zukunft“ steht nicht ausschließlich für die historischen Wasserquellen, sondern verdeutlicht die sprudelnden Potenziale, die sich aus heutigen und längst vergessenen Qualitäten ergeben und mit dem Entwurf eine neue Gestalt annehmen, gleichzeitig aber die früheren gestalterischen Intentionen wahren und respektieren. Dabei spielt der Entwurf mit der Erlebbarkeit der Geschichte und bietet ergänzend zeitgenössische Nutzungsangebote an. Räumliche Barrieren werden aufgelöst, wichtige Grünräume miteinander verwoben sowie in ihren Potenzialen verstärkt und vielfältig nutzbar ausgebildet.

Der Kurpark wird behutsam punktuell aufgewertet und denkmalgerecht weiterentwickelt. In der Konzeption entsteht so eine vielfältige Anlage, deren besondere Bauwerke sich räumlich und atmosphärisch in bereits sanierte und historische Strukturen eingliedern und präsentieren. Ergänzende Baumpflanzungen betonen das vorhandene historische Gefüge der Esplanade, die das Herzstück des Kurparks bildet und unterstreichen räumlich die repräsentative Brunnenquelle und die Musikmuschel. Die große Kurpromenade wird ressourcenschonend aus dem Bestand übernommen und fungiert als Bindeglied zwischen Kur- und Landschaftspark. Eine neue Hauptattraktion wird der Kurparkspiegel als naturnaher Teich direkt vor der sanierten, gastronomisch genutzten Liegehalle. Eine großzügige Sitzstufenlandschaft eröffnet eine eindrucksvolle Aussicht zur Süntelbuchenallee, komfortable Liegemöglichkeiten auf der Liegewiese laden zum Verweilen ein.

Das Wahrzeichen Bad Nenndorfs, die Süntelbuchenallee, erhält den bestmöglichen Kompromiss aus Erlebbarkeit und Baumschutz. Dies gelingt durch einen leicht erhöhten und bedacht gesetzten Steg im südlichen Bereich, der um besonders empfindliche Bereiche herumleitet. Der westliche Teil der Allee führt nun unmittelbar an den Süntelbuchen entlang. Dies gewährleistet zum einen die Langlebigkeit dieser einzigartigen Bäume, zum anderen wird die angrenzende Bebauung deutlicher vom Landschaftspark getrennt.

Ziel des Entwurfs für den Landschaftspark ist es, die Qualitäten der Vergangenheit wiederzugewinnen und gleichzeitig eine zeitgenössische, unverwechselbare Erlebbarkeit zu inszenieren. Das bestehende und größtenteils historische Wegesystem wird fast gänzlich erhalten sowie zurückhaltend saniert. Zur Wahrung der Barrierefreiheit werden nicht mehr vorhandene historische Wege und Verbindungen reaktiviert und begünstigen einen angenehmen Aufstieg zum Gipfel sowohl vom Kur- als auch vom Wiesenpark. Neben den introvertierten Bestandswegen gibt es einen neuen, rahmenden Beltwalk aus Asphalt mit heller Abstreuung, der viele wichtige Bereiche des Landschaftsparks miteinander verbindet und zum Großteil Bestandswege einbindet.

Historische Staffagebauten werden in Anlehnung an die ehemaligen Entwurfsabsichten zeitgenössisch interpretiert und als Holzkonstruktionen neu errichtet. Dabei werden vor allem auch Sichtbeziehungen freigestellt und überwucherte Pflanzflächen mit Barrierewirkung entfernt.

Die Atmosphären des Waldes und des Wassers treffen auf dem buchstäblichen Höhepunkt des Galenbergs aufeinander. Der ehemalige Tempelplatz wird durch ein leicht erhöhtes Bauwerk, das gleichzeitig den Vegetationsbestand behutsam ummantelt, zum stimmungsvollen Waldtempel. Dieser Holzsteg, gestützt von einem baumstammartigen Stahlgerüst, bietet einen geborgenen Aufenthalt zwischen den alten Baumkronen und erlaubt spannende Einblicke in den vielfältigen Waldbestand des Landschaftsparks.

Der neue Wiesenpark thematisiert schwerpunktmäßig landschaftliche Offenheit sowie belebte Spiel- und Sportangebote und fungiert somit als Pendant zum größtenteils bewaldeten Landschaftspark. Durch den Panoramaweg, dessen gemächliche Schwingungen den Wechsel von Offenheit und Dichte inszenieren, werden sie gestalterisch zu einem zusammenhängenden Erlebnisraum verwoben. Entlang der barrierefreien Wegeschleife werden Wiesenterrassen mit weitem Landschaftsblick als wiederkehrendes Element angeboten.